Barrierefreiplan Natur - Ökonomische Aspekte der barrierefreien Gestaltung

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Ökonomische Aspekte der barrierefreien Gestaltung

Symbolhafte Darstellung von Geld

Nun stellt sich gerade in Zeiten knapper öffentlicher Gelder die Frage, was Barrierefreiheit denn kostet und ob man sich das (gesetzliche Verpflichtung hin oder her) überhaupt „leisten“ könne? Die allererste und damit umfassendste Barrierefrei-Maßnahme jedoch ist sogar kostenlos: Die Verantwortlichen eines Großschutzgebietes machen unmissverständlich in der Öffentlichkeit deutlich, dass behinderte Gäste, und auch Gäste mit sogenannten geistigen oder mehrfachen Behinderungen bei ihnen willkommen sind und dass der Park in Zukunft beabsichtigt, eine umfassende Barrierefrei-Planung zu beginnen.

Kosten für barrierefreies Bauen

Da die Herstellung von Barrierefreiheit eine vielfältige Angelegenheit ist, kann auch nicht pauschal gesagt werden, wie es mit den Kosten steht. Am einfachsten kann dies noch für den Bereich des barrierefreien Bauens erfolgen: In Bezug auf die Umrüstung bestehender Infrastruktur im Baubereich liegen Zahlen aus den USA vor: Bei 80 Prozent aller Umbaumaßnahmen nach dem amerikanischen Gleichstellungsgesetz (ADA) von 1990 bewegten sich die Kosten nur bis 500 US Dollar (!) pro Maßnahme. Bei Neubauten beziehungsweise einer Neuplanung bewegen sich nach einer deutschen Studie die Zusatzkosten etwa bei 2-3 Prozent, was vorwiegend auf die vertikale Erschließung durch Aufzüge zurückzuführen ist.

Eine Studie, die am Institut für Hochbautechnik in der Schweiz im Jahr 2004 durchgeführt wurde, kam zu folgendem Ergebnis: Wenn ein Gebäude von Anfang an barrierefrei geplant und gebaut wird, so macht dies an Mehrkosten durchschnittlich nur 1,8 Prozent der Bausumme aus. Das ist etwa so viel wie die Baureinigung und weit weniger als die üblichen Skonti, Rabatte oder sonstige Zuwendungen in dieser Branche. Wieviel barrierefreies Bauen kostet, hängt außerdem stark von der Größe des Gebäudes ab, denn je höher die Bausumme ist, desto geringer schlagen Kosten für Barrierefreiheit zu Buche.

Umsatzzuwächse durch barrierefreie Gestaltung

Noch nicht gegen gerechnet ist die Kostenersparnis, die dadurch erzielt wird, dass bei rechtzeitiger Barrierefrei-Planung weniger kostenintensive Umrüstungen und Sonderlösungen erforderlich sind. In der Industrie wird auch zunehmend erkannt, dass eine konsequente barrierefreie Gestaltung von Gütern und Dienstleistungen neue Marktpotenziale erschließen und einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen kann. Die US-Firma Oxo International, die Esshilfen herstellt, konnte so in den Jahren 1990 bis 1995 jährliche Zuwachsraten von 40-50 Prozent verzeichnen. Nach einer Untersuchung des Internationalen Eisenbahnverbandes (UIC) aus dem Jahr 1996 kann eine konsequente barrierefreie Gestaltung des Eisenbahnverkehrs für ältere und behinderte Personen bis zu 50 Prozent mehr Kunden einbringen.

Die bereits erwähnte Studie des BMWA kam zu dem Ergebnis, dass durch barierefreie Umgestaltung langfristig zusätzliche jährliche Nettoumsätze bis zu fünf Milliarden Euro und die Schaffung von 90.000 Vollzeitarbeitsstellen möglich sind.

Fazit:

Barrierefrei-Maßnahmen können ohne erhebliche Zusatzkosten verwirklicht werden, sie können wenige oder einige hundert Euro umfassen, sie sind aber auch denkbar bis zu beliebigen Höhen. Barrierefrei-Investitionen sind im Kern aber gut angelegte Zukunftsinvestitionen, die umfassende und nachhaltige Zugänglichkeit für alle sichern, und gleichzeitig positive Wirtschaftsimpulse in vielen, meist regionalen Branchen geben.