Barrierefreiplan Natur - Kooperationen

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Kooperationen

Um zum Nationalpark Berchtesgaden zu gelangen oder die Nationalparkangebote wahrnehmen zu können, müssen teilweise Verkehrsmittel anderer Rechtsträger benutzt werden. Da der schönste barrierefreie Weg auf St. Bartholomä nichts nutzt, wenn behinderte Gäste mit dem Schiff nicht dorthin gelangen, wurden die Verkehrsmittel sowohl in die Bestandsaufnahme als auch in die Maßnahmeentwicklung einbezogen.

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Bestandsaufnahme Kontakt aufgenommen zum Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee sowie zu den örtlichen Kliniken und Sanitätshäusern, die eine natürliche Nähe zum Thema haben, um Möglichkeiten der Kooperation zu erkunden.

Bahnhof Berchtesgaden

Es fahren Regionalzüge und ICs. Es gibt eine Hubplattform, die nach Anmeldung für rollstuhlfahrende Reisende eingesetzt wird. Der Einsatz ist nach Auskunft eines DB-Verantwortlichen sichergestellt, da der Bahnhof personell besetzt ist, solange Züge fahren.

Vor dem Bahnhof gibt es keine Behindertenparkplätze, was aber nach Abschluss der derzeitigen Baumaßnahmen geändert werden soll. Da der Bürgersteig vor dem Bahnhofsgebäude nicht abgesenkt ist, ist ein Übergang vom Parkplatz zum Bürgersteig vor dem Bahnhof für RollstuhlfahrerInnen nur seitlich neben dem Bahnhof möglich. Vor dem Bahnhofseingang versperren drei Stufen mobilitätsbehinderten Menschen den Zugang. Es gibt die Möglichkeit, ebenerdig zum Bahnsteig zu kommen, indem das Bahnhofsgebäude rechts oder links umgangen wird. Eine entsprechende Ausschilderung ist nicht vorhanden.

Obwohl die Toilettenanlage ebenerdig angelegt ist, gibt es keine Rollstuhltoiletten. Ein Leitsystem, das für sehbehinderte und blinde Reisende hilfreich bzw. notwendig ist, fehlt ebenfalls.

Als Ergebnis eines Gespräches mit einem DB-Verantwortlichen im Rahmen der Bestandsaufnahme will die DB innerhalb ihres Sofortprogramms bis Ende 2006 am Bahnhofseingang eine Rampe zur Überwindung der drei Stufen anbringen und eine Rollstuhltoilette einbauen.

ÖPNV

Ein umfangreiches Busnetz verbindet die Region, betrieben von der RVO und Subunternehmen. Vor dem Nationalparkhaus und den NP-Infostellen mit Straßenanschluss gibt es ÖPNV-Haltestellen. Ein Rundwanderbus fährt zweimal täglich vormittags die Runde Berchtesgaden, Schönau, Ramsau, Bischofswiesen, Berchtesgaden. Noch werden diese Linien von Hochflurbussen bedient, da erst allmählich auf Niederflurbusse umgestellt wird.

In Hintersee gibt es Anschluss zum Nationalpark-Wanderbus, der zwischen 8.30 Uhr und 16.30 Uhr alle ein bis zwei Stunden zum Hirschbichl fährt. Auf dieser Linie verkehren zu zwei Dritteln deutsche, zu einem Drittel österreichische Busse. Von deutscher Seite werden hier Niederflurbusse eingesetzt.

Der Fahrplan hängt an der Haltestelle am Klausbachhaus so hoch, dass auch die meisten FußgängerInnen Probleme haben, ihn zu lesen. Die Schrift ist sowohl in den aushängenden Fahrplänen als auch in dem Fahrplanbuch zum Teil sehr klein. Wenn es auf der Fahrt Informationen zu der nächsten Haltestelle gibt, dann nur akustisch, ein Problem für hörbehinderte und vielleicht auch für ausländische Gäste. Bei neuen Bussen ist ein Display vorhanden, so dass die Informationen sowohl akustisch als auch visuell vermittelt werden können.

Königssee-Schifffahrt

Laut Nationalparkplan ist die Befahrung des Königssees mit Elektrobooten ausdrücklich erlaubt. Die Überquerung des Sees ist notwendig, um nach St. Bartholomä oder Salet zu gelangen. Somit hat die Königsseeschifffahrt eine noch größere „Nähe“ zum Nationalpark als andere Rechtsträger.

Zu den Elektrobooten gelangt man ebenerdig, aber ohne Leitsystem. Ins Schiffsinnere führen drei Stufen á 20 Zentimeter. Im Innenraum der meisten Schiffe gibt es wenig Stellfläche. Rollstuhlnutzende Gäste werden von den Mitarbeitern in die Boote hinein- und wieder herausgehoben. Auf der Fahrt erzählt die Besatzung über die Umgebung. Für ausländische Gäste gibt es diese Erläuterungen schriftlich, neuerdings wird die schriftliche Ausgabe auch auf deutsch beispielsweise für hörgeschädigte BesucherInnen angeboten.

Jennerbahn - Seilbahn

Vom Parkplatz Königssee mit Behindertenparkplätzen und Rollstuhltoilette geht es ohne Leitsystem einige hundert Meter stetig bergauf mit einer kurzen Steigung von mehr als 6% zur Talstation der Jennerbahn. Von dort führen acht Stufen zum Kassenhäuschen und weitere drei Stufen zu den Gondeln. Von hinten kann man auch ebenerdig über eine Rampe mit etwa 17% Steigung zu den Gondeln gelangen, diese Möglichkeit ist aber nicht ausgeschildert.

Bei den Gondeln handelt es sich um kleine Zweier-Kabinen mit einer Gesamttraglast von maximal 160 kg. Wenn mobilitätsbehinderte Gäste einsteigen, wird eine Gondel auf ein Seitengleis geführt, der Rollstuhl muss verlassen werden, ein Faltrollstuhl kann in einer Extragondel vorgeschickt werden. Die behinderte Person muss in die Gondel gelangen, die ca. 38 cm über dem Boden schwebt. An der Mittelstation gibt es einen ebenerdigen Aus-/Eingang, jedoch keine Rollstuhltoilette. Von hier kann man nach Überwindung eines steilen Abschnitts zu Beginn zur Königsbach-Alm gelangen. An der Bergstation führen 19 Stufen hinunter auf die Restaurantebene mit Terrasse. Es gibt einen Aufzug, der jedoch nur für Lasten verwendet werden darf. Eine Rollstuhltoilette ist nicht vorhanden. Von der Terrasse führt eine Stufe (8-9 cm) auf den Weg zur Aussichtsplattform, der für mobilitätsbehinderte Menschen nicht zugänglich ist. Die Seilbahn soll verkauft werden, deshalb ist ein Neubau innerhalb der nächsten zehn Jahre wahrscheinlich. Aus diesem Grund wird jetzt nichts mehr investiert, allerdings sollen die Informationen über die Gegebenheiten verbessert werden.

Kliniken

In unmittelbarer Nationalparknähe befinden sich mehrere Kurkliniken, in denen sich die PatientInnen jeweils drei bis sechs Wochen aufhalten. Bisher gibt es wenig Berührungspunkte mit dem Nationalpark. An einer Intensivierung der Zusammenarbeit besteht jedoch von Seiten der Kliniken Interesse.

Sanitätshäuser

Die örtlichen Sanitätshäuser haben ein großes Hilfsmittelangebot, das teilweise auch ausgeliehen werden kann. Dazu gehören beispielsweise Elektro-Scooter, die mobilitätsbehinderten Menschen einen Ausflug in die Berge ermöglichen würden, aber auch Atemgeräte, Lifter und andere Pflegehilfsmittel. Dieses Angebot ist jedoch weitgehend unbekannt.

Tourismusverband / Kommunen

Der Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee, der von den örtlichen Kommunen getragen wird, hat das Projekt von Beginn an mit Interesse verfolgt, da behinderte Gäste im Rahmen eines Nationalpark-Besuches ja auch eine geeignete Unterkunft benötigen bzw. eine zugängliche Hotellerie und Gastronomie vorfinden müssen. Im Gastgeberverzeichnis 2006 gibt es ein Rollstuhl-Piktogramm, das geeignete Unterkünfte kennzeichnet, wobei insgesamt zehn Anforderungen zu erfüllen sind. Auf einer ganzen Seite („Natur ohne Barrieren erleben!“) werden Informationen für Gäste mit Handicap gegeben, erwähnt wird auch das Modellprojekt des Nationalparks.

Mittelfristig muss es jedoch noch mehr barrierefreie Unterkünfte in allen Preisklassen bis hin zu Campingplatz und Jugendherberge in dieser Tourismusregion geben. Die Anfang 2006 gestartete Initiative „Tourismus für alle in Bayern!“ des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, die Barrierefreiheit als Markenzeichen des Tourismus in Bayern versteht, kann dabei wichtige Unterstützung leisten.