Barrierefreiplan Natur - Barrierefreiheit und Naturschutz: Konkurrenz oder Synergie?

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Barrierefreiheit und Naturschutz: Konkurrenz oder Synergie?

Foto einer Enzian Blume, im Hintergrund das Gebirge
Enzian

Nationalparke und andere Großschutzgebiete haben zum Ziel, einerseits die Natur zu schützen und in möglichst ursprünglichem Zustand zu erhalten, andererseits die BesucherInnen für die Einmaligkeit und Schutzbedürftigkeit der Natur zu sensibilisieren.

Diese beiden Ziele können einander theoretisch zwar ergänzen, sie können aber in der Praxis auch im Gegensatz zueinander stehen. Gerade in dicht besiedelten Regionen wie der Bundesrepublik Deutschland kann ein ungelenkter Massenansturm von BesucherInnen in reizvollen Naturgebieten zu einer Gefährdung der geschützten Lebensräume führen.

Für einen wirkungsvollen Umwelt- und Naturschutz ist es andererseits unabdingbar, breiten Bevölkerungsschichten die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit der Natur nahe zu bringen, sowie Natur hautnah erfahrbar und erlebbar zu machen. Da behinderte Menschen mit ihren Familien, FreundInnen und Angehörigen etwa 30 - 35 Prozent der Bevölkerung bilden, darf diese große Zielgruppe nicht länger vernachlässigt werden. Durch eine barrierefreie Umweltbildung und Umweltvermittlung können viele Menschen für den Naturschutzgedanken gewonnen werden, die bislang von entsprechenden Angeboten ausgeschlossen geblieben sind.

Es gilt also, durch eine Kombination der Anliegen „Barrierefreiheit“ und „Naturschutz“ den Gedanken der „Umweltbildung für alle“ mit ökologischen Aspekten zu verbinden. Möglich wird dies durch integrative Konzepte der Umweltbildungsarbeit sowie durch den Ansatz der Besucherlenkung bei Fragen der Infrastruktur: So dienen beispielsweise die Planung und der spätere Bau von (ausreichend breiten) Holzbohlenwegen in Gebieten mit empfindlicher Bodenvegetation der Verhinderung von Bodenerosion und erfüllen gleichzeitig die Funktion der Lenkung der Besucherströme. Auch Leitsysteme, die zur besseren Orientierung (nicht nur) für sehbehinderte BesucherInnen angelegt werden, veranlassen letztlich alle Gäste, auf den gut markierten Wegen zu bleiben.

Aufgrund der Tatsache, dass die Mehrzahl der BesucherInnen lieber gut ausgebaute und bequeme Wege als unwegsame Pfade benutzt, können die Menschenmassen durch ein Angebot entsprechender Wegen von anderen empfindlicheren Bereichen ferngehalten werden. In diesem Sinne kann ein gut durchdachtes Barrierefrei-Konzept auch einen Fortschritt in der Frage der nachhaltigen Gestaltung der Pflegezone des Nationalparks bedeuten.